Die technoide Hyperwelt spiegelt sich wie in einem Schattenkabinett der Hyperobjektivität in einem nicht länger fest in Blöcken zementierten Gesellschaftlichen.
In einem prä-post-humanen Kontext wird das, gerade weil es viele ärgert, bspw. in der Politik klar, gut ablesbar an den außerordentlichen Verhaltensweisen und Richtlinien des amerikanischen Präsidenten Donald Trump.
Für eine binäre Logik des Entweder-Oder ist seine quantische Vorgehensweise wahnsinnig und dumm zugleich.
In dem Kontext der Kuriositäten des Aufeinanderprallens verschiedener überkommener Logikansätze haben seine Verhaltensweisen politisch dann doch ihre quantische Logik. Ihm selber scheint der Umstand einigermaßen klar zu sein und Spaß zu machen: Die netten Europäer kommen zu Donald Trump und finden sich zwischendurch auf nette Weise selbst ausgeschlossen und sanktioniert in ihrer hyperkomplexen Welt der Multilateralität und Multilayer.
Wahrheit kommt bei ihm wieder aktiv gestaltend aus dem Ursprung Relation und Interesse. Man muss nicht seine Interessen und Aktionen teilen, um infolge von Interessen auf diesem kleinen Planeten zu erfahren wie relativ, mehrdimensional die Welt ausschaut.
Durch den Rückzug der Amerikaner aus dem Abkommen mit Iran verschwinden die klassischen Verhältnisse zwischen Europa und den USA in kurzer Zeit einmal mehr. Die deterministische Codierung eines einheitlichen Wirklichkeitsverbundes ist aufgekündigt. Die USA machen sich die Hände frei für ihre Interessen.
Die in Vielerlei weiter fortlaufende normale Logik zwischenstaatlicher Beziehungen des Auswiegens und Lavierens wird aus Sicht der Europäer damit arg ramponiert.
Im Land der Riesen gelten auf Gullivers Reisen wieder die Gesetze der Riesen und deren Gewichte zum Messen und Wiegen.
Der Determinismus, das aus Sicht der Europäer Verläßliche fehlt.
Sie hoffen noch auf eine Rückkehr zum Determinismus und auf einen Wiedereintritt der Starre nach Donald Trump. Sie wollen wieder ihre Gewichte, ihr Maß zu Grunde legen.
Die zunehmende Offenheit und Maßlosigkeit aus ihrer Sicht im Politischen, was der politische Riese tut, wirkt für sie bedrohlich.
Aus ihrer Sicht wird nicht gegen die normale diplomatische Logik verstoßen, sondern weitaus Schlimmeres geschieht: diese selber wird methodisch verbannt als Drittes, reflexhaft, wie diese Logik es selber unter dem Gesetz des ausgeschlossenen Dritten gegenüber anderen tun musste.
Die Europäer verkennen, dass das Beiseitelegen von Regeln und Kodex sehr wohl Problemstellungen unkonventionell ausräumen kann, die viel zu lange vor sich hingebrütet haben. Sie sehen die Gefahr im unkonventionellen Wegräumen, nicht in dem Brüten und Bebrüten der Probleme im Rahmen einer Legislaturperiode oder in dem kurzsichtigen Abdeckeln mit Verträgen.
Obendrein wird die simple Logik im ethisches Bildnis und das Wahrheitsfeld der Moral aus ihrer Sicht verlassen: Gut und Böse, Plus und Minus verlieren ihre Potenz. Bleibt man trotz der Depotenzierung der alten Welt im alten Raster, ist der Gute nun von einem Bösen regiert und die Europäer taktieren mit den Iranern.
Sind nicht die Europäer in ihrer Komfortzone einer veralteten Welt selber böse, wenn sie ausblenden, was die Iraner mit ihren Mehreinnahmen nach Aufhebung der Sanktionen für häßliche Gruppierungen finanzieren und welche Kriegshandlungen auch aufgrund der Iraner nicht versiegen? Die Iraner hätten nach Aufhebung der Sanktionen ihre Zivilgesellschaft voranbringen können, wie es, plötzlich in einer Revolution vom Könighaus aus, die Saudis tun.
Das Recht der Nationalstaaten darf nicht soweit überdehnt werden, dass eine Mittelmacht aggressiv Großmachtpolitik betreibt und im Libanon eine Front aufbaut, in Syrien und im Jemen gleichzeitig Regional- und Stellvertreterkriege führt. Ein eklatanter Regelverstoß liegt im Gebahren vor: eine Mittelmacht benimmt sich wie eine Großmacht. Ein Logikverstoß im horizontal chauvinistischen Verhältnis der globalen Mächte. Diesen wesentlichsten Verstoß im vorderasiatischen Machtfraktal wollen die Europäer nicht sehen. Die Europäer halten Ruhe und ihre Routinen und Worthülsen ein, egal was passiert.
Sie setzen das Vertragliche dafür als das Prinzipielle an und unterschlagen die nichtnukleare Version der Aggressivität des Iran. Diese wurde durch diesen Vertrag eben nicht gedeckelt. Die Kunst der Politik messen sie an dem Fortbestand einer zu kurz gefassten Vereinbarung. Keineswegs hatte die Vereinbarung ausgeschlossen, dass der Iran Mehreinnahmen aus der Aufhebung der Sanktionen in Kriegshandlungen in direkter Nähe zu Israel oder zu Saudi-Arabien umsetzt.
Das deterministische Weltbild will den Augenschein des Alltags nicht ohne Rückzugsgefechte verlassen. Die Politik steht damit nicht allein.
Herfried Münkler sehr richtig, aber im Rückzugsgefecht und im Tonfall des Jammers: “Als Hochschullehrer habe ich ja jetzt nicht unbedingt die Aufgabe, Ihre Herzen und Seelen zu wärmen, sondern gewissermaßen kühl zu analysieren, was an Optionen ist und worauf man sich einstellen sollte, und deswegen würde ich schon beschreiben, wir gehen in eine Welt hinein, die nicht nur aus den Fugen ist, sondern wo die entfugten Gebälke sich zunehmend aneinander reiben.” (Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler auf dem Katholikentag 2018 in Münster – http://www.deutschlandfunk.de/steinmeier-und-muenkler-auf-dem-katholikentag-alles-geht.886.de.html?dram:article_id=417665)
Immer schwierig, starr und ein wenig primitiv geht mit dem deterministischen Weltbild für den Fortschritt und womöglich auch für die Religionen ein sehr o p f e r r e i c h e s Geschäft aufs Altenteil. Und die Opfer werden nicht geringer, womöglich sehr groß an Zahl.
Noch weiter als Politik und Alltag divergieren Alltag und Wissenschaft; grotesk, himmelweit klaffen sie mittlerweile auseinander.