Etwas mehr Verständnis für Jadu.

Der Versuch einer kritischen Replik auf die Meinung der Interviewerin in “Warum diese Frau Nazi-Uniform trägt”.

Thembi Wolf auf bento im Interview mit der farbigen Popsängerin Jadu. Siehe hierzu für die Bezugnahme den Artikel auf bento:
https://www.bento.de/art/jadu-steht-auf-nazi-kram-findet-das-aber-nicht-politisch-ist-das-okay-a-f51fb7f8-fac4-4a62-a3d8-ce595046678e

In dem angeführten Artikel wird Jadu als oberflächliche mit Nazikrams spielende Pute sozial auf bento angeschwärzt. Dieses „Kunststückchen“ gelingt leider auf einer Plattform des Hamburger Spiegel Verlages für jüngere Leute.

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Land der schweigenden Frauen. Das Schweigen der Lämmer und die Missgeburt des Autoritären.

 Foto: dpa.  Polizeipräsident Bernhard Rotzinger spricht während einer Pressekonferenz zu Journalisten

(https://www.sueddeutsche.de/kultur/freiburg-vergewaltigung-alkohol-1.4195764)

Zu dem Kommentar von Julian Dörr in der Süddeutschen Zeitung:

Wichtiger, weil richtiger Kommentar als Entgegnung auf den Polizeipräsidenten Freiburgs, der nach einer 4 Stunden langen Gruppenvergewaltigung aus einem eindeutigen Täterkreis in einer Pressekonferenz als ein Verantwortlicher F r a u e n allgemein präventive Ratschläge erteilt, wie sie sich zu benehmen haben, wenn sie abends noch ausgehen oder was ihnen bleibt, wenn sie sich in Sicherheit bringen müssen. Leider wurde dieser Artikel in der Süddeutschen Zeitung wieder von einem Julian geschrieben und weiterhin verzeichnet sich noch kein Aufmurksen der Julianes. Das Schweigen der Lämmer, das Verdrängen in der Fraktion der Frauen bleibt in der Bundesrepublik gespenstisch und erschreckend. Eine Ausnahme im Offiziellen, Inge Bell, Vorstandsmitglied der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. Hierzu gleich weiter unten dann mehr.

Aber in welchem Land der schweigenden Frauen leben wir? Worauf warten brav die Frauen denn noch? Mediale, vereinzelte Stimmen ohne politische Aktion im öffentlichen Raum reichen nicht.

Der Haupttäter steht im August 2016 mit Freunden an einer Freiburger Bahn-Haltestelle. Ein Kumpel kommentierte das Foto so: „Frauen mit deutschpass werden gesucht“  aus „Frauen mit deutschpass werden gesucht“ , Quelle Bild.de. 4.11.2018

Ist den westlichen Frauen heute so wichtig, was die Leute über sie selbst denken k ö n n t e n, wenn sie sich öffentlich empören würden? Dass die Leute sie vielleicht politisch rechts in der Ecke stehen sehen würden? In Indien waren diese Empörungen der Frauen gegenüber männlicher Gewalt in den letzten Jahren immer wieder öffentlich und medial verbreitet als Widerstand.

Ein neues Risiko in der “Risikogesellschaft”, nämlich während einer lautstarken und emotionalen Empörung missverstanden zu werden, ist es das, wohinter sie ihre Tatenlosigkeit zu Lasten ihrer selbst rechtfertigend verstecken und worin sie selbst vielleicht auch Schutz suchen wollen? Ist also die Möglichkeit eines Missverständnisses schon solch ein verfemendes Risiko in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, dass es die Frauen in eigener Angelegenheit generell in der Öffentlichkeit zum Schweigen bringt? Wo ist die Courage geblieben? Oder steckt längst mehr als das dahinter? Muss man vor diesem Hintergrund das Verlangen von Claudia Roth nach einer Erweiterung des Asylrechts nicht als unsolidarisch mit den westlich geprägten Frauen auslegen, die noch ein Verlangen haben, sich zu jeder Uhrzeit frei zu bewegen? S. hierzu https://www.merkur.de/politik/claudia-roth-asyl-asylrecht-ausweiten-klimawandel-zr-10542314.html , 10.11.2018. Desweiteren, wie soll man die Ablehnung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer durch Linke und Grüne https://www.welt.de/politik/deutschland/article183500718/Bei-Bundesrats-Abstimmung-Gruene-lehnen-Einstufung-von-Maghreb-Staaten-als-sichere-Laender-ab.html; 8.11.2018 in diesem Zusammenhang verstehen?

Will in der öffentlichen Meinung der weibliche Part des “man” nicht wenigstens die westlichen Rechte der Frauen zu ihren Gunsten abwägen mit denen von per Haftbefehl gesuchten Gewalttätern und Kriminellen?

Die archetypische Darstellung der Justicia und damit der Gerechtigkeit in der Gestalt einer Frau mit einer Waage mit zwei Waagschalen mahnt zur Realitätsnähe. Diese Realitätsnähe, die es um die weibliche Verletzlichkeit der Gerechtigkeit selbst herum zu wahren gilt, beinhaltet praktisch die Notwendigkeit der Abwägung von Rechtsgütern im Sinne der Mahnung, eben diese Verletzlichkeit des Weiblichen zentral mit in das Selbstverständnis des Staates und der Gesellschaft einzubeziehen, wenn Abwägungen im Sinne des Schutzes einer Gesellschaft und der Wehrlosen zu treffen sind. Auf der einen Seite steht das Recht des zum Schutz Befohlenen männlichen Täters und auf der anderen Seite das Recht der Frauen auf ein von Gewalt unbeschwertes Zivilleben westlicher Couleur. Sie haben das Recht, hier ohne Einschränkung ihr westliches Leben fortsetzen zu dürfen, auch wenn die Gesellschaft sich dem Akt unterwirft, sich jemanden aus anderen Gesellschaften und Kulturkreisen aus humanistischen Gründen herzunehmen und zum Schutz anzubefehlen. Diesen Schutz hat die Zuzugsgesellschaft sehr wohl zugespitztermaßen gewährt, weil der Schutzbedürftigen Herkunftsgesellschaften und Kulturkreise diese hier selbstverständlichen Rechte von Frauen nicht respektieren. Praktisch war dieses schwerwiegende Einlassen auf diesen Dissenz von Beginn an ein sehr weit reichendes Entgegenkommen der Aufnahmegesellschaft, welches positiv unbeantwortet bleibt. Das Entgegenkommen aufgrund universal verstandener Menschenrechte wurde im Falle von Gruppenvergewaltigungen offensichtlich falsch interpretiert. Eigentlich war mit diesem kompromissfähigen Einlassen die Erwartung verbunden, aufgrund von Kriegsflucht aus humanitären Gründen Aufgenommene würden aus Höflichkeit bereits nicht gröblichst gegen Leib und Leben fern der Schlachtfelder tätlich werden. Dieser auch trieb-psychologisch naive, weit verbreitete Wunschtraum zerplatzte und der kulturelle, rechtliche Dissens tritt durch diese Übergriffe offen zu Tage. Diesen Dissens in der Form einer gegebenen Gewalt gegen Frauen nicht manifest werden zu lassen, lag als eine der wenigen Dinge ausschließlich in der Verantwortung der aufgenommenen Flüchtlinge. Diese Kompensation, gesellschaftsvertraglich für das Zusammenleben, aber auch durchaus im freudianischen Sinne praktisch für jeden einzelnen, musste verlangt werden, weil sie mit dem Einlassen der Zuzugsgesellschaft auf die Flüchtlinge trotz des Dissenses in Hinsicht auf die Rechte von Frauen elementare Grundlage des Aufenthalts gerade wegen des Dissenses wurde.

In diesem Dissens liegen keine gleichberechtigten, abzuwägenden Ansprüche zweier Seiten vor. Es gibt kein Recht von Asylanten aus anderen Kulturkreisen mit tradierter Diskriminierung und Rechtlosigkeit von Frauen, hiesige Frauen einer Gruppenvergewaltigung zu unterziehen und auf der anderen Seite etwa ein Recht der Frauen auf Unbeschwertheit abzuwägen. Hier gibt es also gar nichts abzuwägen und auch nichts zu beschönigen oder kulturell zu erklären, will man auf die rechtlichen Konsequenzen hinaus.

Neben den Waagschalen betont archetypisch die Justitia in der Gestalt der Frau gleichermaßen, dass in der Gesellschaft das Weibliche nach Maßstäben der Frau gewährleistet sein muss. Dieser Archetyp der weiblichen Justicia sagt eben mehr aus als nur das Abwägen mit der Waage. Er sagt etwas sehr Grundsätzliches darüber hinaus aus. Der Archetyp vertritt die Ansicht, nur wenn die Weiblichkeit nach Maßstäben der Frauen in der Gesellschaft gelingt, wird eine Gesellschaft überhaupt charakteristisch eine Gesellschaft inner-gesellschaftlicher Freiheit, Zwanglosigkeit und Friedfertigkeit.

Die Weiblichkeit hat definitorischen Charakter für die Gesellschaft selbst. Sie richtet aus.

Hierzu, für die Gewährleistung dessen, bedarf es strikter und damit gewaltsamer Durchsetzung (Darstellung der Justicia mit Waage und Schwert). Die sich in dieser freien Weiblichkeit spiegelnde Gesellschaft hat diese Gewährleistung gesellschaftlich gewissermaßen wie eine Geschäftsgrundlage durchgängig zu erfüllen und nicht nur als einen Regelfall einzustufen.

Zumindest fordert dieses Jahrtausende alte Symbol mahnend dazu auf, für die Rechte und Freiheiten der Frauen durch die Freiheit der Frauen zu sorgen.

Frauen müssen, so mahnt der Archetyp ebenso, in den res publica sich zumindest in einem solchen Mindestmaß beteiligen und wiederfinden, dass ihre Eigeninteressen und damit die der Gesellschaft selbst nicht unter die Räder kommen. Im anderweitigen Falle verlöre die Gesellschaft ihre weibliche Konnotation und damit charakterlich in Folge die Gerechtigkeit. Die Gesellschaft kippt solcherart kurzum ins Autoritäre, rein Patriarchale, in den Faschismus.

All das sagt schon der Archetyp der Justicia seit tausenden Jahren.

Jedenfalls, Feministinnen in den 60. oder 70. des 20. Jahrhunderts wäre eine m ö g l i c h e Instrumentalisierung ihrer Empörung über Machismos, inszeniert von einem politisch rechten Lager, eine leichte, weil aus der Sache des Patriarchalen selbst heraus schlüssig ableitbare sekundäre Übung für eine gezielte Gegen- und Abwehr gewesen. So schlicht vereinnahmt hätten die Rechten damals womöglich auch nicht, um sich nicht so direkt als Ziel feministischer Attacken zu positionieren. Gepoltert wurde auf beiden Seiten. Frauenrechte und politisch Rechts waren wie Feuer und Wasser. Heute sollte das nicht viel anders sein, ist es aber leider nicht. Warum dann diese Angst und Unsicherheit davor, von den Rechten vereinnahmt zu werden? Ist die eigene gesellschaftspolitische Position, das eigene Lager trotz dem Rummel um Me too tatsächlich so aufgelöst und verwaist, dass diese Angst vor der Vereinnahmung letzlich die Angst nach der Auflösung des eigenen Lagers und vor der Übernahme einer gänzlich falschen Gesinnung signalisiert? Liegt hier im freudianischen Sinne eine psychische Besetzung vor? Sind wir gesellschaftlich schon so nah am Faschismus? Denken die Frauen unbewusst in dem, was sie tatsächlich vermitteln, über das Verlassen des demokratischen Diskurses nach? Darf man bitte ggf. etwas mehr über diese unterdrückten Sehnsüchte erfahren?

Zwar versteht sich das vielleicht nicht von selbst, aber: Frauen können doch nichts dafür, dass auch die Rechten in Deutschland gegen Gruppenvergewaltigungen sind.

Die Feministinnen im 20. Jahrhundert hätten auch diese schlussfolgernde Instrumentalisierung der weiblichen Empörung und öffentlich vorgetragenen Wut durch die Rechten niedergemacht. Sie hätten das nach der eigentlichen Empörung im Nachgang als nächstes absolviert. Es wäre ihnen, den Furien, eine besondere Genugtuung und Freude gewesen, das dann obendrein zu erledigen, nämlich den Machismos politisch rückzuordnen, einzuordnen ins rechte Lager – gegen eine mögliche Anbiederung der Rechten. Frauen unterließen doch damals nicht das Richtige für sie und ihre Kumpaninnen, nur weil, eventuell zwischendurch, womöglich ein Zuspruch einmal von der falschen Seite käme!

Dem Feminismus war damals noch bewusst, dass es im Patriarchat und auf dem Weg in den Faschismus doppeltes Unrecht mehrfach geben kann, bzw. Unrecht von Hause aus gern in Serie auftritt (wie bei einer hierfür das plakative Bild gebenden Gruppenvergewaltigung) und für Opfer in endloser Wiederholung!

Sie wussten noch von der Systemik von Unrecht, seiner Parallelität im System, vom Mehrspurigen des Patriarchats. Sie lernten den Begriff “Dispositiv” von dem Schwulen Michel Foucault usw. Sie hatten selber eine bewegende Philosophie, den Feminismus… Sie wussten selbstverständlich auch, dass Patriarchat, Machismos, Autoritarismus keine Einzelereignisse, sondern internationale Phänomene sind mit langer Historie und tief verwurzelter Tradition. All das war damals bekannt und nichts Neues zum Wundern oder Bestaunen, wenn Menschen aus anderen Nationen zu uns kommen.

Die Deutschen tun heute am liebsten so, als ob sie noch nie einen Reisepass beantragt hätten, um etwas von fremden Ländern zu erfahren. Mehrheitlich verlangt der deutsche Michel von sich selbst als oberste Devise, sich so zu verhalten, als ob das Internet abgeschaltet wäre oder wenigstens keinerlei böse Nachrichten liefere. Wir haben keine institutionell scharfe Zensur, weil wir in Deutschland solches gar nicht brauchen.

Ab den 60. Jahren im 20. Jahrhundert wären einfallsreiche und laute Solidarität mit der Christin und fünffachen Mutter Asia Bibi, die jahrelang in der Todeszelle saß, im Zuge der Tumulte und Generalstreiks als Demonstration gegen ihre Freilassung in Pakistan, im Westen zu beobachtende, ganz normale Kundgebungen gewesen.

Dieses Foto, das Majd H. mit einem Maschinengewehr zeigt, veröffentlichte er vor zwei Jahren bei Facebook und schrieb dazu: „Ich bin Kurde und mein Herz ist eisern. Ich komme aus der Stadt Qamischli. Quelle: Bild.de, 4.11.2018; 10:37 Uhr

Solch ein global geprägtes, solidarisches Bewusstsein ihrer Lage, ihres Lagers gegenüber Machismos, Patriarchat und Faschismus hätte den Feministinnen also nicht gleich die Stimme verschlagen,  nicht die Empörung und ganz gewiss nicht die Aktion genommen, um konkret wenigstens in Deutschland gegen einen Machismos Mob aus Männern vorzugehen, der Frauen vergewaltigt. Sie hätten das auch als ein lokales Zeichen weltweit zu verstehender Aktion und einer Solidarität unter Frauen mit anderen Frauen in anderen Teilen der Welt verstanden und solches selbstverständlich demonstrativ mit signalisiert.

Weil sie nämlich selber ein gesellschaftliches Lager waren und sich so begriffen als Feminismus, hatten sie nicht gleich die alles paralysierende Angst im falschen Lager zu stehen.
Diese Angst zeigt also trotz aller Me too Debatten nur die Paralyse des Feminismus in den westlichen Gesellschaften auf.

Nicht nur diese Diskothek in Freiburg wäre zu einem Fanal an Weiblichkeit geworden und dauerhaft unter den Argusaugen von demonstrierenden Mahnwachen von Megären…  Dem entgegen findet am gleichen Abend und die folgenden Abende stumpfsinnigerweise um die Diskothek herum gar keine Unterbrechung statt. Aber, was sich dort schon durch vorherige Ereignisse geändert hat, bleibt nachhaltig: Der Freiheits- und praktische Bewegungsspielraum der Frauen verringerte sich drastisch, und das bleibt ohne linken, feministischen oder bürgerlichen Protest aus einer sogenannten Mitte der Anständigen. Noch vor ein paar Generationen war Anständigkeit und was die Leute sagen, den Feministinnen nicht das wichtigste gewesen.

Heute gilt es als anständig, nicht gegen Gruppenvergewaltigungen aus Spaß für unbefriedigte Männer zu demonstrieren, sondern in einer klassischen Freud´schen Übersprunghandlung diese als Anlass zu nehmen, gegen Rechts zu demonstrieren.

Der Eintritt der AfD hat die nun zu Recht als Altparteien benannten Parteien des bisherig im Bundestag vertreten Spektrums bisher alt aussehen lassen, da sie selbst nach Jahren der AfD in den Parlamenten kein probates Mittel der Auseinandersetzung verwenden, welches demokratischen Parteien angemessen wäre.

Gerade unmittelbar zeitlich wie politisch im Zusammenhang einer Gruppenvergewaltigung auf Täterseite wirkt der Reflex politisch moralisch abgeschmackter Demonstration gegen die Teilnahme der AfD am politischen Diskurs als Popanz hässlich. Diese Hässlichkeit hat der Reflex aufgrund des Wesens einer Ersatzvorstellung im Sinne Freuds (S. S. Freud, Psychologie des Unbewussten, Topik und Dynamik der Verdrängung, Studienausgabe Band III, Seite 141, Fischer 1975). Hinter dieser Hässlichkeit verbirgt sich der Propagandacharakter solcher Auslese. Gelenktes und “betreutes Denken” (Per Leo) im Politischen sind nichts anderes als neuerliche Synonyme für klassische Propaganda.

Und Propaganda sollte man auch als eine Form der Wiederkehr von Verdrängtem erkennen.

Ihre allzu robuste Wiederbelebung innerhalb eines sich selbst demokratisch verstehenden Spektrums belegt damit ausdrücklich eine gewisse diskursinharente Berechtigung der Teilnahme der AfD an der Politik, egal welche Irrtümer sie vertritt. Wie die Ersatzhandlungen der Verantwortungsträger verweist auch sie als Repräsentanz auf das Verdrängte. In einem solchen freudianisch geprägten Gebaren von Verantwortlichen, Propaganda gegen Rechts und gute Ratschläge an die Frau, vollzieht sich  ein schlechtes weiteres Mal ein Doppelgespann aus unterlassenem Schutz der Freiheit der Frau wie auch das klassische Eigentor der Moralisierung. Die Koppelung der beiden im Gedächtnis der Gesellschaft stellt die Demokratie als eine Form psychischer Fehlleistung dar. Das fördert keineswegs das Ansehen der Demokratie! Längst sind wir in dem zu konstatierenden Dilettantismus der Verantwortlichen in Weimarer Verhältnissen angekommen.

Die Propaganda der politisch gewählten oder verbeamteten Vor-Ort-Verantwortlichen, eine Instrumentalisierung durch die AfD sei angesichts der Gruppenvergewaltigung auf Täterseite eine so große und extreme Gefahr, dass es nötig sei, mitten im Schock, also unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Massenvergewaltigung, dagegen zu demonstrieren, folgt einer Logik. Man kennt sie als verordnete optische Show von Regimen wie in Nordkorea. Der medial verlautete Aufschrei der Verantwortlichen und Gerechten, eine Instrumentalisierung sei gegeben, ist selber eine waschechte Instrumentalisierung. Sie ist nichts anderes als Politik und bleibt damit innerhalb des politischen Diskurses. Weil sie innerhalb des politischen Diskurses bleibt, kann und muss sie ethisch in einem negativen Sinne als Instrumentalisierung bewertet werden. Obendrein bildet sie die Form des Abweises eigener amtlicher Verantwortlichkeit für den Umstand der Tat der Gruppenvergewaltigung.

Erratischer und fataler Weise beinhaltet dies aber auch, dass die entsprechenden medialen Träger gerade angesichts des Ernstfalls von gewalttätigem Unrecht die jetzige Politik und damit den aus ihr resultierenden juristischen Vollzug nicht charakterlich als angemessenes Mittel für die Demokratie werten. Nimmt man die demokratisch situierte Politik hierfür also gar nicht mehr als angemessen, bleibt logischerweise neben der Trauer ergänzend allein die Wahl des Autoritären. Seltsamerweise scheint das den Medienverantwortlichen nicht bewusst, wie sehr sie einem autoritären System seit längerem Vorschub leisten. Anscheinend wissen sie nicht, wie und woher solch ein System ausgelöst wird. Dabei lässt sich das gleich in der Gegenwart studieren. Auch die Faschismusforschung sollte doch kein Novum sein. Sie scheint aber in der Öffentlichkeit und aus Sicht der Intellektuellen  wie eine alte Klamotte abgelegt, wie Siegmund Freud und sein Reich des Unbewussten. Man fühlt sich allein mit einem Sträußchen Moral in der Hand schon sehr aufgeklärt.

Die Sekundärverwertung, die gewählte Instrumentalisierung der Instrumentalisierung, hat dabei noch nicht einmal den diskurspolitischen Vorteil der Ersttäterschaft! Beide beabsichtigten Wertungen und Fehlerabweisungen, die in dieser Instrumentalisierung der Instrumentalisierung ausgesprochen werden, gehen an der Trauer und vor allem an der legislativen, judikativen sowie polizeilichen und gesellschaftlichen Aufarbeitung vorbei.

Das Grundrecht der Frauen auf Gewährleistung der Fürsorge für westliche Freiheiten gerät durch solch immense Fehlleistungen politischer Verantwortungsträger noch weiter aus dem Blick.

Werden die Grundrechte der Freizügigkeit und der praktischen Freiheit von Frauen vom politischen Diskurs so heruntergespielt bis an die Negationsgrenze, darf man sich nicht wundern, wenn Frauen in Kürze autoritären Machtverhältnissen, die sich Ruhe und Ordnung auf die Fahne schreiben als Machismos von der rechten Seite, ihre Zustimmung geben. Dies geschieht derzeit in Brasilien und in vielen anderen Ländern als Roll back. Die deutsche Gesellschaft ist von den Ursachen dieser Influenza nicht ausgenommen.

Zeigen die hier angesprochenen Steuerungseinheiten jedweder Gesellschaftsordnung nach solch einem Anschlag auf die Freiheit eines Geschlechts der Gesellschaft nicht unmittelbar selbstkritisch die Aufarbeitung auf, genau in dem Sinne, dass sie an sich Versäumnisse suchen und feststellen, treiben sie die Gesellschaft in autoritäre Räume und Gesinnungen. Wählt man also, anstelle sich unmittelbar um Versäumnisse zu kümmern und damit Aktion zu zeigen, stattdessen die Besinnung der Funktionsträger auf den Ohnmachtspunkt in einer unglaubwürdigen Weise, weil genau dieser Punkt für die Sekundärinstrumentalisierung gebraucht wird, sich eben nicht um Versäumnisse zu kümmern, kocht die bürgerliche Wut zurecht hoch.

Trauer und Moral sind zweierlei.
Funktionsträger und demokratisch gewählte Amtsträger haben zwar ebenfalls ein Recht auf Trauer um ein Leid, das einer ihnen zuvor noch unbekannten Person geschah, sollten aber grundsätzlich nicht die Moral verschwenden, um von ihrer persönlichen politischen Verantwortung abzulenken wie in Freiburg durch Sebastian Müller und Martin Horn getan. (Siehe hierzu: https://www.welt.de/politik/deutschland/plus183138074/Mutmassliche-Vergewaltigung-in-Freiburg-Lieb-gewonnener-Antirassismus-befoerdert-Taeterschutz.html )

“Macht euch nicht wehrlos mit Alkohol oder Drogen.” (https://www.sueddeutsche.de/kultur/freiburg-vergewaltigung-alkohol-1.4195764)

Quelle: Bild.de Der mutmaßliche Haupttäter Majid H. (21)

Die Feministinnen hätten den Polizeipräsidenten damals wortwörtlich genommen und, jeden Freitag vor dem Diskothekbesuch, in einem Happening ihm auf dem Präsidium einen feministischen Besuch abgestattet. Da sie, laut Polizeipräsident, sich nicht wehrlos machen s o l l e n, hätten sie lärmend und mit Krawall, in kürzesten Röcken die Waffenausgabe fürs Wochenende verlangt. Der Polizeipräsident wäre blamiert.

Klar wäre durch eine solche Aktion, wie sehr ein gut gemeinter Tip an potentielle Opfer ausgegeben aus dem Munde des verantwortlichen Polizeipräsidenten, nämlich das Unterlassen von Alkoholkonsum (entsprechend wie in einem muslimischen Staat) und das Unterlassen von Drogen (weil Drogen die Zivilistinnen wehrlos machen und der Staat die Zivilgesellschaft nicht schützt), angesichts dieser Banden aus Kriegserfahrenen nur blanken Unsinn, Zynismus macht.

Vielmehr: sie zerstören die Grundlagen, das schwindende Vertrauen in die jetzige Staatsform, in den Staat, der offensichtlich es nicht verstehen will, dass er selbst schuld ist an der Situation und selbst etwas zu unterlassen hätte. Als ob das Unterlassen von Alkohol helfen würde gegen eine Horde Nahkampfkrieger im Zivilistenland!

Klar wäre mit einer wie oben skizzierten Aktion gegen den Polizeipräsidenten auch damit demonstriert, dass der Rechtsstaat den Schutz der Freiheit der zivilen Frauen in einer westlichen Demokratie garantieren muss und das im Moment nicht leistet. Offensichtlich wäre mit einer solchen Aktion geworden, was hier gespielt wird: der Staat unterlässt weiterhin den Schutz der Frauen vor diesen Kriegssöldnern auf Ferien und verteilt stattdessen Ratschläge an die Frauen.

Durch solche, oben skizzierten und durch andere Aktionen wäre die Position des Feminismus markiert gewesen in einer Gesellschaft, die im Schlafwagen in den Faschismus rollt.

Was sonst wird die Folge sein von solch einem Unverstand einer ungeschützten Zivilgesellschaft und einer Zivilgesellschaft, die so tut, als ob sie nichts wüsste? Sie wird den Faschismus wählen, wenn es soweit ist und weiterhin so tun, als ob sie nichts wüsste und als ob das, was sie tut, sie nichts angeht. Und die Frauen werden bald mit dafür sorgen, damit das Grundlegendste gesichert wird. Demokratie und Sicherheit werden als Gegensätze bald aufgefasst werden. Beispiele hierfür gibt es genug, aktuell Brasilien.

Gute Tips von Funktionsträgern in der Demokratie anstelle Zivilistenschutz und anstelle rigoroser Kriminalitätsbekämpfung von Demokraten bimmeln schrill das Totenglöckchen der Demokratie. Demokratie hin oder her, Zivilistenschutz gilt der Gesellschaft zeitgenössisch und geschichtlich als das höhere und für den Staat ihr als das grundlegendere Gut. Was nützt das Recht auf eine Meinung, wenn du nicht über die Straße gehen kannst? Dieses Denken wird wieder die Öffentlichkeit bestimmen, wie in den 30. Jahren.

Wir haben uns an den Feminismus hier gerade erinnert. Dieses Lager der Feministinnen und des schlagkräftigen Feminismus hat sich aufgelöst und ist ausgestorben wie die Apatschen. Feministinnen und Generation Z gehen halt nicht zusammen. Die Feministinnen gehören aus Sicht der heutigen Frauen anscheinend in die Zeit der Dinosaurier und Übertreibungen. Ihre Gewalt und ihr Impuls sind untergegangen. Heutige Frauen fühlen sich schon emanzipiert, wenn sie kein Kopftuch tragen müssen. Das Lagerdenken des Feminismus als gesellschaftliche Antwort fehlt uns – auch den Tätern und Mitläufern.

Aspekte, die fehlen, können eben nicht in die Zukunft verweisen. Siehe hier die fehlende feministische Empörung auf Attacken gegen ausgelebte Weiblichkeit in Westeuropa, die fehlende flexible Response.

Substituiert an der Gegenwart werden diese Aspekte plakativ durch eine übergriffige, „hausfrauliche“ Moral exekutiert beispielhaft durch den “männlichen” Freiburger Polizeipräsidenten.

“Macht euch nicht wehrlos mit Alkohol oder Drogen.” (https://www.sueddeutsche.de/kultur/freiburg-vergewaltigung-alkohol-1.4195764)

Moral ersetzt in Rekombination und Mutation dabei Gesellschaft durch Theatralik.

Der Mann in der Rolle des Funktionsträgers passt sich an das klassische Bild der Hausfrau an, aus welchem er seinen Unsinn löffelt wie aus einem Eintopf bei Mama.

Ethik versteht sich heute als das Verteilen von Wohltaten oder Binsenweisheiten, wenn Wohltaten unpassend sind. Und das wird als das innere Moment und als Funktion einer Demokratie gehandelt. Damit bleibt dieser Handel unter Wert, unter dem eigentlichen Wert der Demokratie.

Moral und Ethik sind übergriffig geworden, in Degeneration reine Konsumkatalysatoren. Niemand hält es noch für nötig, sich hierzu zu outen.

Die dominierende E t h i k substituiert, was Gesellschaft schon einmal war.

Ethik als Abgeleitetes kann aber nicht die Impulse setzen, die nur eine Gesellschaft selbst setzen kann.

“Yes. It sort of blows my mind, all these social justice warriors driving around in diesel cars. It’s outrageous.”

(Elon Musk, Interview with Elon Musk, hosted by Kara Swisher on Halloween 2018, 31.10.2018; https://art19.com/shows/recode-decode/episodes/1261f8ff-95ea-43b1-a039-3de04be40060?fbclid=IwAR1QbNYIzLwNS-UcXr_hiYp-gAWJyd8U72necpOxUkvVqld5A0pYrUsqIZQ)

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