Fokussiert und lesenswert von Christoph Lemmer sein Artikel “Putins Heiliger Krieg” in seinem Blog
“(…) Der Schreck rührt wohl daher, dass deutsche Politiker, Intellektuelle und Medien es seit Putins Inthronisation partout nicht zur Kenntnis nehmen wollten, wofür dieser Mann steht. Deutschland hat ja nicht einmal die naheliegenden Merkwürdigkeiten im eigenen Land bemerken wollen. Die skrupellose Amoral des Gerhard Schröder, 16 Jahre lang von Merkels Einlullpolitik verpixelt.
Und kaum war Merkel abgetreten, da startete Putin eigentlich nur eine weitere Stufe, die bündig an die vorherigen anschließt. Was für niemanden überraschender aussah als für die eingelullten Deutschen.
Lesen, was Putin liest, um Putin zu verstehen
Man lese sich ein bisschen in die Gedankenwelt derer ein, zu denen Putin sich zählt und aus deren Werken er schöpft. Das ist derzeit vor allem ein gewisser Alexander Dugin. Dass den in Deutschland nur ein paar Lesejunkies kennen, zeigt schon, was in der deutschen Politik, in der Publizistik und in den intellektuellen Salons (falls vorhanden) schief läuft. (…)”
Putins heiliger Krieg
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Wer Alexander Dugin gelesen hat und einige Einschlägige mehr, kannte den Faschismus, der sich durchdrückte, den Neonazismus russischer Provenienz, der nun richtig rollt. Überhaupt sollte man die rechten Autoren mehr lesen, damit man weiß, was die Eliten der Leute denken sollen und nicht nur über die Rechten reden, ohne ihre Welt zu kennen. Rechte Autoren nicht lesen, ist Wirklichkeitsverweigerung. Letzteres galt zwar in den letzten Jahren als anständig, nie aber unbedingt als schlau.
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“Was aber ritt Außenminister Steinmeier, zwei Jahre nach Russlands Überfall auf die Ukraine eine Lockerung der EU-Sanktionen zu fordern und ein Nato-Manöver in Osteuropa als „Säbelrasseln“ und „Kriegsgeheul“ zu kritisieren? (…)
Aus seiner eigenen Vergangenheit sollte Deutschland drei Lehren gezogen haben: Nie wieder Angriffskriege. Nie wieder Massenmorde. Nie wieder Tyrannei. Spätestens seit 2014 hätte das Verhältnis zu Russland durch diese Lehren geprägt sein müssen. War es aber nicht.”
Malte Lehming, 05.04.2022, 15:21 Uhr, Tagesspiegel