“Diese Blume ist nicht gelb. Sie ist ein Farbiges, Allgemeines. (…) Der Schein des Allgemeinen…”
(Aus der Philosophie des Rechts, den Mitschriften von Vorlesungen von Hegel an der Humboldt Uni.)
Ein Beispiel für Neusprech: Farbige. Das Schlimme daran, der unterdrückte Zorn, die Farbphobie im Farbigen, das Neurotische, der Missbrauch der Nomenklatura des Augenfälligen durch das Establishment. “Farbigkeit” geriert sich in seiner Mehrdeutigkeit nicht unverständlich.
Niemand ist farbig, sehr offensichtlich. Menschen sind monochromatisch veranlagt und kaum farbig, betrachtet man phänomenologisch die Hautfarbe im Einzelnen und überhaupt im Konkreten. Die Genealogie der Farbigkeit erreicht maximal die Zweifarbigkeit durch einen argen Sonnenbrand und kaum Konstitutionelles, gemeint als Verstetigung der Zweifarbigkeit. Sonnenbrand stößt nur den Start eines Prozesses an; bald danach pellt sich die Haut schrundig ab und wird in den Folgen nicht unbedingt schöner, wenn die erst erreichte Zweifarbigkeit abflaut. Farbigkeit wäre so also nicht unbedingt schön, sondern in seiner Natur des Sonnenbrands etwas Hässliches.
Farbigkeit übertreibt sprachlich also grob die Tatsachen ins Maßlose, die Bezeichnung überzeichnet und ganz bestimmt, in gewisser Weise, hinein auch ins Unbestimmte, so als ob es da nicht einen ideologemisch auferstandenen Fake aus Umwertung einer Bezeichnung, sondern ein echtes Geheimnis gäbe. Die Komposition der zum Zuge kommenden Farben selbst, weil es bei Farbigkeit allermeist nicht um Sonnenbrand geht, bleibt im Farbigen unbenannt verborgen. So kann der Angesprochene vermuten, es ginge um viele Farben und um diese in einer Kombination in einem Komposit, das Konkrete. Die Übertreibung geht so weit in sich, dass es weder wohl um das Konkrete noch um die jeweilige Farbe der Farben der Farbigkeit an sich selbst geht, will man den Begriff so verstehen, er würde etwas sehr Allgemeines auf einen Einzelnen beziehen, der dann erst farbig in bezeichneter Weise ist, weil keine Farbe genannt wird, die auf ihn Anwendung finden soll. Nur ein Allgemeines, ein Niemand, aber nicht einmal ein Pfau könnte solchermaßen abstrakt farbig sein, sicherlich kein Mensch, der für seine Existenz neben dem sich ins Absolute gern Steigernden, dem Maßlosen auch des Konkreten bedürftig bleibt, will er eine Existenz behaupten. Hier fängt es dann langsam an, Fragen aufzuwerfen über das Weichbild des Neologismus Farbige. Kein Mensch?
Der Neologismus “Farbige” bezeichnet einen Menschen, da Hautfarbe ein Merkmal eines Menschen bildet, welches das menschliche Auge sieht. Nun soll dieses Zeichen einem monochromatischen Menschen im Alltäglichen Farbigkeit andichten, die er, der Mensch, dort gar nicht hat. Menschen sind von Natur aus einfarbig, nicht bunt. Jeder Mensch hat ja wohl nur, wenn überhaupt, eine Farbe. Sind dann Weiße keine Farbigen oder soll hier eine Ausnahme gemacht werden, Weiß sei keine Farbe?
Somit wäre diese Andichtung hin zur Farbe der Farben unter Ausgrenzung einer Farbe hin zu einer auf Ausschluß beruhenden Kategorie der Mehrfarbigkeit eine gedoppelte Lüge, die offensichtlich für jeden Erwachsenen, auch für Kinder offensichtlich erscheint, weil der angesehene Mensch einfarbig bleibt, wenn er sich nicht tätowiert und Weiß auch als Farbe gilt, bis jetzt. Allerdings kann man, wenn der Farbige bekleidet ist, ihn sich nackt vorstellen. Kinder kommen da auf die Idee, an den verdeckten Körperteilen müssten diese Menschen dann wohl bunt oder wenigstens tätowiert sein mit seltsamen bunten Figuren. Es erinnert uns an den Kaiser, der ohne Kleider wie alle anderen nackt ist. Dem Einzelnen geht also in der Realität, sobald es konkret um ihn selbst geht, die angedichtete Farbigkeit, genauso wie dem Kaiser die Kleider, wenn er nackt ist, wieder abhanden. Dennoch soll “der Farbige” so bezeichnet werden. Man unterstellt ihm auch, so bezeichnet werden zu wollen, weil es heute als woke gilt, so Menschen zu bezeichnen.
Spätestens hier stellen wir fest, es gibt im Deutschen auch neben Schwarz und Weiß und Gelb und Rot auch Bunt. Tatsächlich meint also Farbigkeit wohl doch, zumindest im Bestimmten nicht, eher keine Buntheit. Sie meint wohl eine andere Farbe als die Standardfarbe, die als Standard unterstellt wird, welches in dieser Form der Abgrenzung zum klaren Standard erst erhoben wird. Farbigkeit steht also gewissermaßen in Abgrenzung zu Weiß; diese changiert also gleich ins Ausgrenzende. Im Unbestimmten verbleibt weiterhin obendrein diese Buntheit dennoch, auch wenn man diese gerade bestimmte obige Abgrenzung zu Weiß als gewollt für das Bezeichnende annimmt, weil Farbigkeit nun einmal ein Mehrfaches von etwas, also eher nicht das Singulare in den Farben bedeutet. Sonst, würde man diese Bedeutung weglassen wollen, und hätte auch eine simple Lösung dafür, die diesen Neologismus beiseite ließe. Man bestimmte gleich das Offensichtliche genauer und würde die Farbe gleich nennen, die man doch sieht, oder sie wäre schwer zu bestimmen für das Auge und immer in der Veränderung. Oder sie wäre in der Tönung schlichtweg unwichtig und randständig in der Bedeutung in Hinsicht auf den Menschen.
Weiß und Schwarz und Gelb und Rot wären eigentlich aber Farben, die dem Farbempfinden, liegt im Einzelfall keine Farbenblindheit vor, augenfällig bestimmbar sind. Betont werden muss allerdings, auch die Bezeichnung einer Farbe in Bezug auf den einzelnen Menschen als Individuum ist etwas Seltsames, eine Chimäre, denn die Rothaut gibt es nur beim Sonnenbrand und auch der Chinese kann sich in der Sonne bräunen wie auch der Weiße dies tun kann und mag. Ein Chinese sieht nicht wirklich gelb aus und ein Indianer nicht rot. Ein Europäer muss auch nicht unbedingt weiße Haut haben vom Teint her. Also sind diese singularen Farben selbst schon Klischees, die doch eher, besonders dann in ihrer Aufplusterung zu einer Farbigkeit in die Mottenkiste gehören.
Oder wollen wir dem Menschen – sehen wir Farbigkeit als Ausdruck des Allgemeinen, vieles habe irgendwie Farbe, wenn das Viele nicht transparent ist -, indem wir die Farbigkeit mancher Menschen betonen und sie damit ausschließlich bezeichnen, anderen die allgemeine Farbigkeit absprechen und damit mehr als nur “Farbe”? “Farbe” wird also zum separatistischen Mikroantihumanismus (Humanismus und Aufklärung ist einschließend, nicht ausschließend), zur “farblichen Sippe”, zum Stamm der Profarbigkeit gegen allgemeine Menschlichkeit? Ist es also so, dass mit diesem Ausdruck gemeint sei, nur ein Teil der Menschen sei farbig und dass dem anderen Teil, etwas ganz Natürliches, nicht Luft zu sein, nicht transparent zu sein, abgesprochen werden soll? Sollen die, die sprachlich das Opposit zum Farbigen bilden sollen, die Weißen, Luft werden, transparent, Gas durchsichtig und nicht anfaßbar, nicht konkrete feststoffliche Materie? Sollen sie verduften, sich verabsentieren? Möchte derjenige, der von Farbigen spricht, die sogenannten “Weißen”, die ja aus dieser schon zum sprachlich Gemeinen gewordenen Farbigkeit ausgegrenzt werden sollen, in die Transparenz, ins Verschwinden bringen, indem Weiß, so wird damit erklärt, keine Farbe sei? Was nach dieser Übung der Negation der Tatsache, dass Weiß bis heute eine Farbe ist, fehlt, ist ganz offensichtlich das mit dieser Unlogik und dem Antifaktum zwanghaft Gewollte: das Auslassen der Aufhebung von Gegensätze in einem allgemein sozialen Ganzen: Alle sind doch farbig.
Dieser krumm laufende Wille, sich von diesem genannten eigentlichen Allgemeinen aller Menschen abzuseparieren, bleibt das gewollt offen liegende Geheimnis des Ausdrucks “Farbige”. Das Geheimnis folgt dem innerlichen Drehbuch im Begriff einer Sklavenrevolte, deren Rädelsführer das Framing verstehen und sich offenkundig als die neuen Herrschaften. Dieses auf Machtstatus beruhende “Nun sind ausschließlich wir dran und ihr gar nicht mehr” gehört in einer bürgerlichen Demokratie abgewiesen. Dieses gewollt Offenliegende, aber nicht ausgesprochene, sondern nur farbig markierte, hat eine affirmative Machtwirkung, die von den vermeintlich Betroffenen gewollt wird, diese in Anschlag zu bringen, wenn sie sich dieses Ausdrucks zur Selbstbezeichnung befleißigen und andere dazu nötigen, ihnen in diese, damit klar herausgestrichen ausbleibende Synthese zu folgen.
Die Gesellschaft segregiert in Folge dessen in Subgruppen, die sich antigesellschaftlich aufgestellt haben. Die Subgruppenwirkung kommt aus der vermeintlich zu Gunsten von Opfern ganz ausbleibenen Synthese: “Alle Menschen sind farbig und niemand ist Luft”.
Unbeachtet bleibt dabei wohl den “Farbigen” selbst, dass nicht nur die von ihnen nicht mehr gesehenen Weißen, in diesem Akt zu bezeichnen, ihre Farbe offenbar verlieren sollen (anderswie ist Farbigkeit auf den Menschen bezogen eine sehr sinnlose Aussage), sondern die Farbigen in der Allgemeinheit der Farbe totalitär aufgehen. Es bleibt selbst ihnen nichts Konkretes – am Beispiel der Religion anstelle der Farbigkeit, bliebe in dieser Denkweise nur die Religion, nicht das Christentum, der Buddhismus oder der Muslim, nur die Religion an sich, ohne ein Spezifisches, ohne seinen jeweilig sehr eigenenwilligen Charakter und seine Ausformung, auch nicht einmal das, sondern jenes, was übrigbleibt vom Religiösen, wenn alles Konkrete verschwindet – in diesem wirklichen Fall der Farbigkeit also gar nicht einmal die tatsächlich konkrete Hautfarbe.
So werden diejenigen, die man so bezeichnet, selbst künstlich, wie es nur eine doppelte Falschaussage bewirken kann. Diese stellt mindestens den “vom Farbigen” selbstverständlich Sprechenden ausgesprochen ins Zwielicht des Unseriösen und Falschen. Aber auch das Signifikat leidet unter dieser sprachlichen Handhabe. Signifikat und Signifikant müssen nicht zusammenfallen, Ideologeme werden von auch nicht Zugehörigen gern hin und hergeschoben. Das Signifikat hat mehr Falschheit angeheftet bekommen als das Schmücken mit fremden Federn bewirkt, weniger Witziges, denn das Farbige ist keine Humoreske von Menschen, die sich diese Einseitigkeit des Witzes willen erlauben und sich nicht immer toternst nehmen müssen. “Farbigkeit” hat also wenig Spaßiges. So darf man den akademischen Diskurs, der von diesem Unwort “Farbige” mehr lebt als von einer sozialen oder gesellschaftlichen Zurücksetzung, die Absurdität unterstellen, die regelmäßig in einem Ideologem vorkommt. Die Absurdität wird hier destruktiv im Machtgebrauch verzweckt.
Abstellen … Unterstellen… Abstellen… Unterstellen…