“von Dohnanyi: Der angestrebte Umbau unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems in ökologisch nachhaltige Strukturen ist im Kern auch eine unternehmerische Aufgabe des Staates, die aber in der marktwirtschaftlichen Wirklichkeit von privatwirtschaftlichen Unternehmen realisiert werden muss.” (…)
“von Dohnanyi: Wir machen in unserem Bewusstsein und in der Wirklichkeit gewisse Fortschritte, aber wir stehen natürlich erst am Anfang. Vielleicht könnten wir den Umbau erfolgreicher beschleunigen, wenn wir die Zusammenarbeit zwischen Politik und Unternehmen verbessern. Der Staat Norwegen investiert 1,5 Milliarden Euro in den Versuch, Kohlendioxid zurückzugewinnen und es in Gestein zu lagern. Bei uns haben das leider die Bundesländer schon abgelehnt.
“WELT: Haben Sie ein Beispiel für eine notwendige Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft?
von Dohnanyi: Könnte die Politik eventuell Airbus dazu bewegen, angesichts der Erfahrungen mit Corona bessere Belüftungstechniken für Schulen und Krankenhäuser zu entwickeln? Flugzeuge verfügen doch über besonders effektive Belüftungssysteme.
Könnte man so vielleicht jene Arbeitnehmer wieder in Arbeit bringen, die derzeit bei Airbus von Kurzarbeit betroffen sind? Wäre das eine Aufgabe, die Politik lokal mit dem Unternehmen angehen könnte? Ich weiß es natürlich nicht.
WELT: Dafür müsste die Politik selbst in die Rolle des Unternehmers schlüpfen.
von Dohnanyi: Nein, es wäre nur notwendig, dass auch die Politik unternehmerischer denkt. Die Politik muss verstehen, dass sie Teil des großen Unternehmens Bundesrepublik Deutschland ist. Wir müssen Stadt, Kommune und Land als ein komplexes Unternehmen begreifen – und zwar einschließlich ihrer Unternehmen.”