Einsicht und Scham. Der Ansatz einer Reform.

12. Oktober 2019
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Betrachtet man das Verhängnis der Kurden, drängt sich für uns das Wort “Schämen” auf. Andererseits, um Einsicht und weniger Scham zu haben, muss man frei irgendwo hin gekommen sein, wo man das sieht, wovon man spricht. Klarheit gehört zur Einsicht.

Diese Erkenntnis gegenüber einer Ansammlung von Tieren, die sich als Pflanze kostümieren, macht alles um so schlimmer. – Selbstmitleid: die Übergänge zur Scham sind nicht nur grenzenlos, sondern fließend.

Früher sagte man, Gott bewahre. Heute wird der Staat angerufen und zum Buhmann. Das Personal prostituiert sich gerade dazu, dass wir uns für es schämen. Wir wählen uns das Personal, welches uns es leicht macht, uns an dem Schein des Personals abzureagieren. Perverserweise geht der Hausherr und die Hausfrau dieser Scheinbeschäftigung nach.

Tatsächlich soll das Personal und der Staat, laut unseren Instruktionen, zwischen unserem Selbstmitleid und der Realität stehen, in der, während wir die Schlächter bezahlen, die Realität das tut, was sie tut. Die Realität findet nur scheinbar ohne uns statt. Wir sind im Fernsehmodus, reingefallen ins Internet.

Wir wechseln die Scheinwelten wie früher die Programme, als wir nur 3 hatten. Wir bezeichnen diese Verlogenheit, die Realität zu filtern und zu verdünnen bis zur Perversion, also bis zum Umkippen in das Paradox, verlogenerweise als Demokratie. Der Schaden aus diesem seltsam korallenartigen biologischen Gebahren findet scheinbar nur im Nahen Osten statt.

Wir lassen in Folge dieser Aufführung pflanzlicher Kostümierung und pflanzlichen Gebahrens die Realität den Schlächtern gehören und uns Selbstmitleidigen im Moment, dort, wo wir gerade festhängen. Dass wir noch irgendwo festhängen, verstehen wir als unseren Stolz. Wir schauen, pseudoalarmistisch auf die Herumschweifenden oder das nicht pflanzlich sich Verstellende solchermaßen herab. Die Alarmierung einer Karrenbauer führt nicht zur Aufgabe einer pflanzlichen Kostümierung. Nein, diese Alarmierung hat eine pflanzlich Kostümierte zur Verteidigung der Kostüme der unisono Kostümierten berufen.

Diese Einzelnen im Scheinwerferlicht und die Masse der Nichtssagenden sind die Mächtigen in der Realität: Diese menschliche Realität besteht aus den bequem Nichtssagenden, die zugleich die Uneinsichtigen bleiben wollen, und den Schlächtern, deren Reiche wir wieder züchten. Der 2. Weltkrieg kam nicht ohnehin. Die aufgepumpten Einzelnen sind nur die Hybris der untertänigen Mitläufer, die sich ihrer Delegation stolz bewusst sind. Im Grunde sind sie da politisch weiter als diejenigen, die korallenartig sich verstellen und ihre vollständige Nichtexistenz in der Politik als ein hübsches Miteinanders inszenieren und solche Nettigkeit als Wahrheit sich gegenseitig verkaufen, wie es die hiesigen Medien tun, schlecht bezahlt von der politischen Nichtexistenz. Wobei klar sein muss, diese Nichtexistenz bleibt eine scheinbare. Sie ist eindeutig auf der Täterseite zu finden. Sonst hätte die ganze Schulddiskussion um das deutsche Volk keine Realität und aus ihr käme nicht einmal der Verdacht eines Sinns.

Die Schuld, das sieht Matthias Döpfner in seinem Beitrag zu Halle klar, wird durch das Gleichbleiben, die Kontinuität im Modus des Jasagens der Masse des Volkes neu aufquellen. Eine neue, sich positiv durch gleiches Verhalten wie damals aufquellende Schuld der Deutschen führt, wie man sieht, Europa auf den Weg der Selbstvernichtung. Damit meine ich, damit niemand mich falsch verstehe, die Masse der Jasager zu Praktiken der Unfreiheit ist heute in Deutschland längst überwältigend. Nichtssagen interpretieren eventuell Nachgeborene später als mitlaufendes Ja-Sagen, sollten sie noch einmal Einsicht in eine Realität gewinnen.

Die Appeasementpolitik, das Zuschauen, wie Hitler aufgerüstet hat und Land nahm, hat seine Bewegung und ihn als Helden groß gemacht. Gleiches geschieht jetzt mit Erdogan und Putin. Sie werden groß gemacht. Womit? Praktisch durch unser Geld, unser Schämen und unser Selbstmitleid, durch unser Geschäfte gepaart mit politischem Nichtstun, durch unsere Abrüstung bis zur Lächerlichkeit und zur militärischen Nichtexistenz. Wir bekommen unsere häusliche Nestwärme von dem Gott Putin, beschäftigt wird sich stattdessen mit dem Klima. Welches Klima?

Wir sind nicht die Indianer von Nord-Amerika, die sich gewiß nicht in der Hauptsache um die Natur sorgten. Auch die Indianer verfolgten an erster Stelle ihre Freiheitsinteressen als Völker, Familien, Sippen und für ihre Kinder. Aber ihr Denken war weiter angelegt als unseres, ganzheitlicher in Bezug auf die Natur. Und so muss es sein.

Die Klimabesessenheit, während Rechtsradikale Massaker, nicht von Demokraten oder Deutschen, sondern nur von einer Holztür gehindert, durchführen, während Kämpfer für die Freiheit von Natoeinheiten abgemeuchelt werden, zeigt, dass hier nicht einmal mehr ein Funken zur Freiheit des Menschen überspringt, zu seinem Sein. Damit springt der Funken zu seinem entschiedenen Nichtsein.

Die Freiheit hat keine Vertretung mehr. Sie kann auch nicht vertreten werden. Sie muss da sein oder sie ist nicht. Gerade dieses analoge Entweder Oder und nicht das digitale 0 und 1 macht den Menschen aus. Das Klimademonstrieren bleibt bis jetzt noch zu kurz gedacht, noch engstirnig, noch kulturlos, solange es im Engagement nicht übergeordnet die Freiheit an die erste Stelle setzt und solange es sich praktisch ignorant verhält, sich dort nicht eindeutig und ebenso laut solidarisiert.

Das Weglassen ist kein einfaches Vergessen haben. Klimaemphatie ohne erweiterte Solidarität bleibt sinnlos. Wenn wir wählen müssten – wir müssen es nicht, wie manche Klimaleugner auch auf achgut.com es aber suggerieren -, lasst uns lieber im Dreck ersticken als ohne Freiheit leben. Klima ohne Freiheit wäre infam. Freiheit und Verantwortung sind identisch, philosophisch das Gleiche. Wir sollten dort zusammenführen, auch wenn wir differenzieren.

Ich bin froh, dass es die Klimaproteste gibt. Was als Protest auf der Strasse steht, muss schnell aus der Konzeption in eine neue Zoll-, Steuer- und Rechtspraxis umgesetzt werden. Hier ist eine gewaltige Menge an Arbeit gefragt, diese kann in studentischen Komitees vorbereitet werden. Auch können diese Komitees den Sachverstand aufbringen, Abweichungen festzustellen, wenn die Lobbyisten wieder ganze Arbeit leisten. Diese Komitees können dann sachbezogen mobilisieren und den Konzernen und ihren Lobbyisten als Gegenöffentlichkeit sehr gefährlich werden.

Hierfür muss aber erst der Denkansatz bei den Schülern als Bürgern und den Studenten als Bürgern stimmen. Sie müssen sich nicht als Dahergelaufene, als Protestierende gegen sich selbst und andere Bevölkerung, sondern als die Wutbürger selbst ansehen, sich in Räten organisieren. Sie dürfen sich auch von Wörtern und Schmähungen nicht abhalten lassen. Souveränität hält sich an sich selbst und beschimpft nicht andere.

In diesen selbstorganisierenden Räten müssen sie praktisch die einzufordernden Gesetzesvorhaben selbst ausarbeiten und sich nicht weiterhin in der Organisation von Protest erschöpfen ohne Gesetzesarbeit. Der schon länger hier Wohnende, der Einsässige muss sich als hiesiger Gesetzgeber begreifen, an den Gesetzen selbst arbeiten und die Gesetze dem stark durch Autoritarismus, Lobbytum und Korruption geschwächten Bundestag vorlegen. Genau dies tut der Lobbyismus 24 x 7 lang. Warum nicht der Bürger in Form von Schüler- und Studenten-Räten?  Warum sich immer hilfloser und tolpatschiger anstellen als die Lobbyisten? Warum immer so tun, als sei man fern jeder Kompetenz? Warum paternalistisch und pubertär um Hilfe demonstrieren und nicht selbst die Dinge als Demokraten in die Hand nehmen? Nicht vor der Politik andachtsvoll oder herumschreiend stehen bleiben, sondern konkret und zusammenhängend in die Politik Gesetzesvorhaben bringen! Das ist gefragt. Sympathisanten dafür in der Wissenschaft, Verwaltung und unter sonstig Gebildeten gibt es genug. Sie an den Tisch zu bringen, die Gesetzgeberaufgabe mit durchzuführen, und dann zur Vorlage im Bundestag zu bringen, sind die zwingenden nächsten Schritte. Es gibt den Weg der Petition, es gibt die Möglichkeit, Parteien hierfür zu instrumentalisieren, bzw. zu mobilisieren, indem man deren Mitglieder mit einbindet.

Gewonnen würde dadurch unter den Schülern und den Studenten ein Verständnis, wie die Welt heute zusammengesetzt ist, neben den Tiraden, die man endlos halten kann, über die Macht der Konzerne, echte Souveränität. Die Macht der Konzerne kann man brechen, indem man Recht, Zoll und Verwaltung radikal reformiert und sich politisch als souverän begreift und dann auch sich als souverän in der Arbeit der Räte setzt.

Recht, Zoll, Verwaltung müssen durch die Politik im Nullkommanix hier radikalisiert werden. Hier ist der Bundestag gefragt. Freihandelsabkommen gehören reihenweise gekündigt. Die Kiwis müssen wirklich nicht aus Neuseeland kommen; Regionalität muss priorisiert werden. Sie können auch aus Italien oder aus dem Glashaus kommen, in dem wir sitzen. Kühe gehören nicht auf die Flächen des Regenwaldes. Wir Europäer sind gegenüber unseren ehemaligen Kolonien zu Duckmäusern geworden.

Freihandelsabkommen sind eine Tabula Rasa der Ordnungslosigkeit. Freihandelsabkommen verhindern Politik. Sie sind die Folge einer sich aufgebenden Politik, die sich die Erde nicht leisten kann. Und die Freiheit erst Recht nicht. Freihandelsabkommen kastrieren die Politik. Sie legen die Politik auf die faule Haut. Sie priorisieren die Ökonomie eindeutig vor der Politik, nichts anderes ist ein Freihandelsabkommen. Sie überlassen das Feld der Ökonomie. Die Politik zieht sich unter dem Deckmantel eines Freihandelsabkommens aus der Verantwortung für das, was aus diesen Abkommen folgt, zurück. Freihandelsabkommen sind organisierte Verantwortungslosigkeit. Deshalb gelten sie zurecht als neoliberal und Antipolitik.

Das Erschütternde an Trump ist seine Politik. Erkannt wird nicht, dass wir auch erschüttert sind, weil wir vor lauter Stilllegen der Politik in Abkommen Politik und ihre Wirkkraft gar nicht mehr kennen. Die Medien in Westeuropa kratzen da nur an der Oberfläche. Sie reden an dem Politikum des Auftauchens der Politik selbst vorbei. Sie sehen nicht, was da auftaucht, und wollen als  Medien das auch nicht mit verantworten oder gar gestalten. Die Medien verhalten sich politikfern und ihrer selbst vollständig unwürdig.

Die Theorie von Freiheit, die Praxis von Freiheit kommt aus Europa, von dem Thing. Die Praxis der Freiheit der Germanen war eine, ohne zur Hilfenahme von bedienenden Sklaven. Freiheit, hier konkret, ist kein Import aus Griechenland oder London. Zur Freiheit, wenn sie denn da war, hat geschichtlich hier immer auch die Waffenbrüderschaft gehört, die Ritterlichkeit und ein Ehrenkodex dazu. Verrat hat immer die Freiheit vernichtet, das Menschliche, das Vertrauen und konkret Menschen in nicht weniger Zahl. Erloschen ist die Freiheit in Europa, die Brüderschaft mit denjenigen, die ohne einen eigenen Staat mit dem Kodex des Menschlichen, auch für uns, gegen den faschistischen IS Staat in den Kugelhagel gegangen sind, aus dem wir uns, hübsch moralisierend, fern gehalten haben, auch fern eines Kodexes. Das Sterben der Kurden ist die Verlängerung unserer Politik, die Europa infamerweise praktisch und militärisch nicht geleistet hat.

Wir Europäer sind angesichts dessen, was wir mit verursachen, weit aus verlogener und infamer als die USA und ihr Protagonist Donald Trump.

Wir haben noch nie Personal angeheuert, welches in einer Demokratie vor einer Wahl gegebene Wahlversprechen kompromisslos gehalten hat. Donald Trump hat vor Jahren angekündigt, was er jetzt geschehen lässt. Dafür gilt er hier und heute in Europa als Irrer. Das Abmeucheln der Kurden ist mit seinem Wahlsieg in den USA praktisch demokratisch legitimiert worden. Wir haben es noch nicht einmal soweit gebracht. Als Pilatus sehen wir uns darüber moralisch hinaus.

Unsere potemkinsche Demokratie als Schattenspiel von Tieren, die sich zu Pflanzen kostümieren, hat es nicht einmal zu einem solchen Placet eines Verbrechens gebracht. Früher nannte man diese Sorte politischer, geschichtsloser Nichtexistenz Provinz.

Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit  entschied in der Geschichte, nicht anders als heute, nicht die Provinz.

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