Die Drift der Deutschen ins Unwirkliche.

25. Januar 2022
Zeitgeschehen
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Die Erfolgsaussichten eines politischen Kandidaten anhand des Rechts-Links-Schemata auszumessen, gehört mittlerweile in die Auslese alter, einfacher Weisheiten aus den Statistiken der Mottenkiste. Es gibt andere Indexe und Indizes zum Messen.

Wenn die Politik eines Politikers oder einer Politikerin den Allermeisten die richtigen Antworten gibt, kann der Ausschlag von Erfolg oder Niederlage gegen die Statistik und gegen die Erwartung verlaufen. Beweis: Siehe Hillary Clinton und Donald Trump.

Zeitlich laufen wir den Amis ständig 12 – 15 Jahre hinterher. Im nächsten Bundestagwahlkampf kann, wenn überhaupt etwas passiert, alles passieren oder nichts oder beides. Alles oder nichts wären nicht das Ende der Geschichte oder das 4. Reich, es wäre einfach eben nicht das Geschehene als die Fortsetzung des Gleichen oder als ewig vermeintliche Tugend des Guten. Aber es wird nichts wirklich passieren in Deutschland. Das Unwirkliche als ständiger Verfolger verbleibt in Deutschland. Deutschland als Simulation.

Es geht anderswo sogar fast ohne eine Partei und es passiert was, in echt. Schon längst zeigt die Einheit von Partei und Kandidat eher die Partei als das eigentliche Anhängsel als den Kandidaten als Anhängsel der Partei. Der Bürger wird anderswo der Kandidat. Auch diese Sicht ist geschönt. Aber der Bürger könnte vernünftig sein.

Partei kommt von parteiisch und keinesfalls aus Bürgersinn. Sogar unabhängig von jetzt bestehenden Parteien kann diese obig gemeinte Jenige oder Jener als berufener Bürfer aus ebendiesem Bürgersinn in Wahlen siegen.

Solches hat Macron in Frankreich längst durchexerziert. Auch den Franzosen laufen wir ein wenig hinterher. Naja, auch mit Wharp Geschwindigkeit erreicht Deutschland nicht 1789. Deutschland hat seine Revolutionäre wie Karl Friedrich Bahrdt einfach vergessen, weil sie erst zensiert, dann im Gefängnis waren und danach totkrank und zu früh starben. Wir können nicht noch einmal von vorn anfangen.

Deutschland wollte gestern nicht und heute nicht frei sein, aber stets stattdessen in Ersatzhandlung besser, so die bis ins Niggelige lang gezogene Moral der Geschichte. Möglicherweise, teilweise, ansatzweise eine Ausnahme: die geschenkt bekommene und genommene Wiedervereinigung. Das, was dann als Freiheit kam, war schon wieder ein Grund ein Ressentiment gegen die Amerikaner zu haben.

Deutschland hat, auch danach wieder, die Streberkrankheit und überzieht Europa damit. Manisch selbstreferenziell, bei zunehmender Faulheit, wollen wir was Besseres sein und uns zumindest so wahrnehmen. Diese Abweichung von der Realität, diese Drift ins Unwirkliche schafft eine gewisse typisch deutsche Lethargie. Gepaart mit der Streberkrankheit der Deutschen, ergibt sie ein epochales, uncooles Merkmal der Deutschen nach der Wiedervereinigung, sich selbst genug zu sein. 

 

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