Deleuze Denkbewegungen sind Beschreibungen. Deleuze “Denken” ist einfach Beschreibung. Deleuze beschreibt dann auch weiter Beschreibungen. Aber was beschreibt der Wording-Automat Deleuze? Die Erkenntnis plötzlich: Verbrauchermuster. Vertrautes. Was sonst.
Er beschreibt Verbrauchermuster. Konsumentenbewegungen. Verfolgt und gesteuert werden diese bspw. von Suchmaschinen. Suchmaschinen sind Organe eines Systems. Die Konsumentenbewegungen stellt er als das System, was nach ihm nichts als Bewegung und Dynamik sein soll, selbst hin und blendet mit der Blende des Nichts aus, was diese seine ephemere, neugeborene Inhärenz stören könnte. Stark hiervon abzugrenzen wäre Niklas Luhmann und seine Systemik, seine Zucht des Nichtwissens, die N.L. gewissermaßen davor schützt, völlig respektlos und ohne Demut zu sein.
Das System selbst wird bei Deleuze damit gerade nicht sichtbar in seinem Wirrwarr an Beschreibungen von Verbrauchermustern. Es gibt nichts Vorhandenes, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Tausend Plateaus. Präformen von sich konstellierenden Netzwerken in einer entstehenden Netzwerkgesellschaft, seelisch, gesellschaftlich, mitmenschlich.
Seine Themen sind nicht die Schöpfung, nicht das Kreatürliche, nicht das Kreative, sondern sie schieben die Konfliktknoten der Themen wieder dem Unbewussten zu und verlegen scheinbar deren Ursprung dorthin, was ja sein mag, nach einem Fehlsprung, aber hier zur Denkfaulheit aufruft, weil sie ja in einem Sprachakt dort hingelegt werden, wo sie schon herzukommen schienen. Beide Vorgänge sind doch eigentlich unterschiedliche, das eine eine Vermutung und das andere ein vermeintliches Zurücklegen über den Weg der Sprache. Das Zurücklegen von dem, was als Krümmung übrig blieb vom Eigentlichen, auf den Anfang, auf den Ursprung, als Sprachbewegung veranschaulicht eine Sicht, bietet aber keine Wahrheit und keine Erklärung, sondern eine Behauptung durch Demonstration mittels Sprache: da käme es her, daher lege ich es sprachlich da folglich auch wieder hin. Solchermaßen geschieht eine Ausschmückung und eine Beschreibung, die gestisch etwas behauptet, was nicht unbedingt Sinn machen muss und ins Dunkle oder Gewalttätige abgleiten kann. (S. hier Antiödipus.) Es ist aber nichts Revolutionäres, eher ein Rückschritt, der als Flugbewegung verkauft wird an eine Schar von Zuhörern und Lesern in einem zum Club umgestalteten Hörsaal.
Deleuze steht mit seinem Nichtdenken auf der abgewandten Seite des Vitalen. Revolution als ikonografische Identität, seine völlig haltlose, einzige notierte Identität, ohne eine Relevanz von allem Vorherigen, was war und teils weiterhin ist oder mutiert, kumuliert letztendlich im Konsum, in changierenden Spielen von Verbrauchermustern, in ein Nacktes, Passives der Gesellschaft bei allem revolutionärem und aktionistischem Geschwafel: Im Eigentlichen, im Vergessenen, in actu der “Theorie” muss der Revolutionär, folglich daraus, draußen bleiben und tritt ein in eine ihm fremde Gesellschaft als Konsument. Oder er randaliert ohne Sinn und Verstand, nach dem Motto “mach kaputt, was dich ausmacht”, um es klarerer zu sagen, was “mach kaputt, was dich kaputt macht” nicht einmal versteht.
Wie nach einer Revolution aus diesen Verbrauchermustern als das in diesem Reduktionismus einzig Wahre eine neue fröhlichere Weltanschauung als der reine Konsum mit herbeifliegenden gebratenen Hühnern werden könnte als Entwurf wenigstens, fällt dem vergessenen Denken anheim, dem Vergessenen. Es bleibt also der schale Geschmack einer religiösen Ankunftserwartung mit einem Gebrummel des Unbewussten zurück, welch erstere, wieder einmal, emphatisch alles zusammenhalten soll.
Die Lüge dahinter, was ist denn weniger gesellschaftlich um der Gesellschaft willen, also nicht atomistisch, als der Konsum?
Der Konsum verdinglicht doch alles.
Betracht man seine konsumierenden Strömungen als absolute Gegebenheiten, ist das Gegenständliche des Konsums, der Verbrauch von Gegenständen doch nicht der Sache selbst enthoben worden.
Hier steckt also tatsächlich ein Denkfehler, ein Logikfehler in dem Zusammenbau der Gedanken bei Deleuze. Deleuze hat das Momentum von Abstraktion einfach nicht verstanden. Abstraktion ist nicht Absolutheit, beides sind Unterschiedlichkeiten und das eine davon, ist nichts mehr als eine Perspektive.
Er denkt, habe ich etwas abstrakt erfasst, so sei es auch Existierendes in der Form des Abstrakten. Das ist aber nicht in der Absolutheit oder hier unterstellten Unbedingtheit der Fall und gehört ganz wesentlich hinterfragt, meinetwegen auch dekonkonstruiert. Abstraktion bleibt zunächst einmal eine Sichtweise. Hegel ist nie in diese Pennälerfalle gelaufen, Absolutheit und Abstraktion mit einander zu vertauschen.
Es reicht einfach nicht, die Betrachtung auf eine höhere, abstraktere Ebene zu heben und es dabei wegzulassen, diese dann dialektisch in einer weiteren Bewegung aufzuheben. Es reicht nicht nach dieser Wanderung in die Erhebung, sich auszuruhen und das Betrachtete als absolut stehen zu lassen. Das Wunderland der Dekonstruktion: Die eigene Potenz in der Form des Eros des “Denkakts”, der aus reinen Beschreibungen und vermeintlichen Abschriften einer Realität aus tausend Plateaus besteht, der Bewunderung anheim geben, obwohl diese also nur Phantasien beschreibt, das reicht eigentlich nicht, nicht über längere Strecken.