Afghanistan, die Phrase Hindukusch, die Taliban und Norbert Röttgen

15. August 2021
Geschichte , heute aktuell , Kommentare , Zeitgeschehen
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Es kann, es wird schlimmer kommen.

Manchmal ist eine Kolonisation – wie in Afghanistan durch die Russen, dann durch den Westen geschehen – teuer an Geld, Menschenleben und ausbleibendem “Fortschritt”.

Nüchternheit hält der Westen nicht aus. Hier wurden nur falsche Erwartungen enttäuscht.

Military soldier silhouette with bazooka. War Concept. Military silhouettes fighting scene on war fog sky background, Soldier Silhouette aiming to the target at sunset. Attack scene (Foto iStock)

Die jetzige Abgabe / der Verlust der Kontrolle hingegen wird heillos sein, unberechenbar, gefährlich und damit die größere Dummheit.

Die unter dem Treiben der Steinzeitmänner lagernden Bodenschätze für die High tech – Zukunft und Gegenwart gehen bald an die Systemkonkurrenz des Westens, an China, Iran und Nordkorea. Norbert Röttgen wird in allen Punkten Recht behalten. 

Obendrein haben wir eine ganze Armee aus Landsmännern + frische Ausrüstung den Taliban geschenkt, also vom Westen ausgebildete Kämpfer, die gerade nicht gegen die Taliban kämpfen wollen. Den neuen Flughafen wollen wir auch erwähnen.

Es ist der Anfang eines Desasters gemacht. Dieser monumentale Fehler, alles abzuschreiben, wird extrem teuer werden. Der Westen am Hindukusch verteidigt (Peter Struck), gilt, trotz der Kapitulation, heute erst Recht. Geschichte selbst endet nicht mit einer Kapitulation eines Spielers, der das Interesse verliert.

Früher hat man dem Westen vorgeworfen, er kümmere sich stets nur um seine Interessen. Der Vorwurf wurde seit längerem schon haltlos, heute findet er Interessen uninteressant. Der Westen tut nichts, was am nächsten Tag noch Bestand hat. Der Westen hat politisch abgedankt. Er hat einfach kein Interesse. So einfach ist das.

#Hindukusch #NorbertRöttgen #taliban #Afghanistan

 

Hard-fact-Hintergrundinformation zu den damit verbundenen Entscheidungen des amerikanischen Präsidenten Biden finden Sie hier wiedergegeben:

https://www.welt.de/politik/ausland/plus233164093/Afghanistan-US-Truppenabzug-war-keine-Augenblickslaune.html

Aus George Packer´s Biografie von Richard Holbrook und darin aus dessen im Spätsommer 2010 Vieraugentermin mit Biden zum Thema Afghanistan. Nachzulesen also in „Our Man. Richard Holbrooke and the End of the American Century“, Knopf 2019, noch nicht auf Deutsch erhältlich.

„Ich sah Biden unter vier Augen. Als ich das Thema Frauen anschnitt, explodierte er förmlich. Halb aus seinem Sessel erhoben, sagte er: ,Ich schicke meinen Sohn doch nicht dorthin, damit er sein Leben für Frauenrechte aufs Spiel setzt, so läuft das nicht, dafür sind die doch nicht dort!‘ Ich erwiderte: ,Joe, völlig richtig, dafür sind wir nicht dort, aber das hat folgenden Kontext und Inhalt‘, und ich versuchte, die Position zu umreißen, die Hillary und ich entwickelt hatten.“

„Er glaubte, das sei Blödsinn, und daraus entspann sich eine Grundsatzdiskussion über die künftigen Möglichkeiten dort, und diese Diskussion war schon wirklich bemerkenswert. Joe vertrat ohne jede Umschweife die Ansicht, wir müssten raus aus Afghanistan.“

(…)

Die Gelder, so Holbrooke zu Biden, „werden wir nicht bekommen, wenn afghanische Frauen wieder ins Mittelalter, in die düstersten Zeiten zurückgestoßen werden“.

Biden blieb unbeeindruckt. „Er sagte, das werde so nicht kommen, er sagte, ich verstünde nichts von Parteipolitik, er sagte, wir laufen auf ein politisches Debakel zu, er sagte, wir verlieren die Präsidentenwahl 2012, falls die Arbeitslosigkeit so hoch bleibt, und Afghanistan sei dieses andere Thema, das uns runterziehen kann, und dass wir da rausmüssen, so wie aus Vietnam.“

Holbrooke fuhr fort: „Das schockte mich, und ich warf ein, meiner Meinung nach hätten wir eine gewisse Verpflichtung gegenüber Menschen, die ihr Vertrauen in uns gesetzt hätten.“ Damit kam er bei Biden an dem Tag gerade an den Richtigen. „Er sagte: ,Sch-… drauf, das ist doch nicht unser Problem. Wir haben das in Vietnam durchgezogen, Nixon und Kissinger sind damit durchgekommen.“ – „Fuck that“, so zitiert Holbrooke Bidens damalige Reaktion.

„Ich erwiderte: ,Das hat aber größere strategische Konsequenzen‘, er konterte: ,Welche?‘, und ich versuchte, sie ihm zu skizzieren. Er fand offenkundig, ich würde irgendwelchen Rechtsaußen-Quark wiederkäuen. Es wurde richtig hitzig.“

#JoeBiden #RichardHolbrooke

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